Fieberkrampf

1. Wer bekommt einen Fieberkrampf (FK)?

  • Er tritt in der Regel zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 5.Geburtstag auf.
  • 4% aller Menschen haben in diesem Alter einen Fieberkrampf (FK) gehabt.
  • 99% aller FK treten zu Beginn einer fieberhaften Erkrankung auf.
  • Kinder krampfen in der Regel aus völliger Gesundheit heraus, so dass wir meistens erst nach dem überstandenen Krampfanfall feststellen, dass das Kind mehr oder weniger hohes Fieber hat.

2. neurophysiologische Erklärung

Einer fieberhaften Viruserkrankung bei kleineren Kindern gehen häufig gar keine oder nur geringe Erkältungszeichen voraus. Der Fieberanstieg bis auf Temperaturen um 40° verläuft hier sehr rasch, so dass den Kindern kurz vorher noch keine Erkrankung anzumerken ist. Die Erregbarkeitsschwelle der Nervenzellen im Gehirn ist in dieser Phase der Fieberentwicklung soweit herabgesetzt, dass schon ein geringer seelischer oder körperlicher Reiz (Sturz, Schreck, Sonne, Lichtblitz, Schmerz) ausreicht, um zu einer Erregungsausbreitung im gesamten Gehirn zu führen. Unruhe und Schüttelfrost zeigen häufig den Fieberanstieg an, und ein FK ist dann extremer Ausdruck dieser Unruhe.

3. Erscheinungsbild

Mit welcher Heftigkeit der FK in Erscheinung tritt hängt davon ab, wie gut die Erregung von den Nervenzellen jetzt noch gebremst werden kann. So kommt es entweder nur zum sekundendauernden Bewusstseinsverlust mit verdrehen der Augäpfel oder man sieht ein dramatisches Geschehen mit heftigste Zuckungen oder Streckungen der Arme und Beine mit Aussetzen der Atmung und Blauwerden des Gesichtes.

4. Definition: unkomplizierter Fieberkrampf

    • wenn er zwischen dem sechsten Lebensmonat und dem 5. Geburtstag auftritt
    • kürzer dauert, als 15 Minuten
    • sich innerhalb eines fieberhaften Infektes nicht wiederholt,
    • nicht nur eine Körperseite betrifft oder von ihr ausgeht
    • Alles andere sind komplizierte Fieberkrämpfe, die einer besonderen Beachtung bedürfen.

5. FK-Prophylaxe, wie sie in den Kliniken empfohlen wird

  • Fiebersenkende Medikamente (Paracetmol, Ibuprofen) ab 38,5° C, alle 6 Stunden
  • 1 bis 2 Mal / Tag 5 mg Diazepam als Beruhigungsmittel
  • beim Fieberkrampf - sofort eine Rectiole in den After entleeren je nach Alter 5 bzw 10 mg Diazepam

6. Kritik an der o.g. Fieberkrampfprophylaxe

  • Bei konsequenter Durchführung wird kein Fieber für Jahre bei dem Kind mehr zugelassen.
  • Es wird mit dieser Maßgabe suggeriert, Fieber und Fieberkrämpfe seien in jedem Fall etwas Gefährliches (siehe Umgang mit Fieber)
  • Da fast alle FK in der Fieberanstiegsphase auftreten, setzt die o.g. Prophylaxe häufig zu spät ein und die Gefahr eines erneuten FK's ist nach abklingender Medikamentenwirkung wieder gegeben.
  • In wissenschaftlichen Publikationen ist wiederholt nachgewiesen worden, dass ein FK unter 30 min Dauer nicht zu einem bleibenden Gehirnzellschaden führt.

7. Sinnvolle Fieberkrampfprophylaxe und -behandlung

  • Bei sich abzeichnender Unruhe zu Beginn des Fiebers müssen dem Kind notfalls durch eine Wärmflasche die kalten Füße erwärmt werden . Der kindliche Organismus ist damit auf den Fieberabstieg besser vorbereitet. Der vom Temperaturzentrum im Gehirn vorgegebene Fiebersollwert wird unter geringerem Energieverbrauch erreicht und das Fieber braucht nicht mehr so rasch anzusteigen.

8. Bei einem akuten Fieberkrampf

  • ist eine körperliche und seelische "Erwärmung" ebenfalls notwendig (Kind in eine Wolldecke einwickeln und auf den Schoß nehmen)
  • Gleichzeitig schauen wir jedoch auf die Uhr, um jederzeit die Dauer des FK's im Blick zu haben (die subjektive Zeitwahrnehmung ist in dramatischen Situationen verzerrt)
    Nach DREI Minuten ist unter dieser Behandlung der FK in der Regel beendet.
  • Dauert er länger als FÜNF Minuten, gibt man dem Kind, das schon einen Krampf hatte, eine Diazepam-Rectiole, je nach Alter 5 oder 10 Milligramm.
  • Hat der FK auch nach ZEHN Minuten noch nicht aufgehört, fährt man mit Begleitung zum Arzt oder ruft den Notarztwagen.
  • Hört der FK bis dahin auf, kann das Kind zu Hause unter Beobachtung bleiben und man informiert seinen Hausarzt zum Beispiel am nächsten Morgen über das Geschehene und vereinbart mit ihm das weitere Vorgehen.
  • Kommt es das erste Mal zum Fieberkrampf, sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden.
  • Statt der Gabe von 5 mg Valium Zäpfchen kann die gleiche Substanz in Tropfenform verabreicht werden (Rivotril). Hier werden dann 3x täglich 1-2 Tropfen je nach Ausprägung der durch dieses Medikament verursachten Gleichgewichtsstörung oder Schläfrigkeit gegeben.
  • Eine sinnvolle ergänzende medikamentöse Fieberkrampfprophylaxe bei Temperaturen über 38,5 Grad ist die 1x tägliche Gabe von Belladonna C30, oder Zincum metallicum C30, oder Hyoscyamus C30
  • Die Höhe des Fiebers sollte möglichst unterhalb von 40,5 Grad nicht medikamentös gesenkt werden, weil nach abklingender fiebersenkender Wirkung der Fieberanstieg wieder sehr rasch sein kann und ein erneuter FK möglich ist.

Notfallmaßnahmen bei Fieberkrampf

  • Kind in eine Decke hüllen und in den Arm nehmen notfalls kalte Füße mit Wärmflasche aufwärmen
  • Keine Mund-zu-Mund-Beatmung nötig, auch nicht bei Blau-werden des Kindes.
  • keine Zeit verlieren mit Fiebermessen!
  • Blick auf die Uhr - Wie lange dauert der FK an?
  • Geduld und Konzentration nur aufs Kind, gibt es Seitenbetonung
  • Erst nach 5 Minuten anhaltendem Krampf Diazepam geben!
  • Krampf muss nach 10 Minuten aufgehört haben - sonst mit Begleitperson in die Klinik oder Notarzt rufen.
  • Wenn das Kind nach dem FK das Bewußtsein wiedererlangt oder entspannt einschläft und ruhig oder fiebernd weiteratmet, zum nächsten geeigneten Zeitpunkt Kinderarzt informieren.
  • In der Nacht sich neben das schlafende Kind legen

Fieberkrampfprophylaxe zusammengefaßt

  • 1x täglich bei Temperaturen über 38,5° drei Glob Belladonna C30 oder o.g. Arzneimittel
  • 3x täglich Rivotril 1-2 Tropfen solang Fieber über 38,5°
  • Immer auf körperbedeckende Kleidung und warme Füße und Hände achten
  • Kein Fernsehen, kein aufregender Besuch, keine direkte Sonnenbestrahlung
  • Falls Fieber über 40,5 ° klettert senken der Körpertemperatur erst mit zimmerwarmen Wadenwickeln sonst mit einer geringeren als altersentsprechenden Dosis (Paracetamol)
  • Nach mehreren auf diese Weise durchgehaltenen fieberhaften Infekten ohne FK ist es anzuraten auch mal ohne Rivotril den Infekt zu überstehen.

Wir wollen nicht vergessen:

FIEBER IST KEINE KRANKHEIT SONDERN EINE SINNVOLLE EINRICHTUNG DES MENSCHLICHEN KÖRPERS, KRANKHEITEN ZU ÜBERWINDEN